Felszeichnungen in Twyfelfontein

Die wichtigsten Ereignisse in der südafrikanischen Geschichte

Die Geschichte Südafrikas kann erst ab dem Eintreffen der Europäer erzählt werden, Aufzeichnungen der Urbevölkerung über die eigene Geschichte fehlen.

Ohne geschriebene Geschichte stellen Ausgrabungen, mündlich tradierte Historie, sowie Felszeichnungen und -gravuren die frühe Geschichte von Südafrika dar.

Die Wiege der Menschheit

Archäologen fanden in Südafrika paläoanthropologische Fossile, die zu den ältesten der Welt zählen. Bei Taung, einer Kleinstadt in der Nordwestprovinz Südafrikas, stießen 1924 Arbeiter eines Steinbruches auf die ersten Knochenfunde des Australopithecus africanus. Das Fossil, auch „Kind von Taug” genannt, befindet sich heute in der Witwatersrand-Universität in Johannesburg. Sein Alter wurde auf 1 bis 3 Millionen Jahre taxiert (Hagemann, 2001:9).

Weitere Funde wurden in der Nähe Johannesburgs ausgemacht. In den Höhlen von Sterkfontein und Swartkrans wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts Schädelfunde von Australopitheciden entdeckt. Auch Reste von Hominiden legten die Forscher frei, dem Homo erectus, welcher schon über ein deutlich größeres Gehirnvolumen als seine Vorgänger verfügte, in der Lage war aufrecht zu gehen und vermutlich auch Feuer entfachen konnte.

Südafrika besitzt rund 600 archäologische Fundplätze und ist eine der wenigen Regionen der Erde, in der sich profunde Reste von steinzeitlicher Lebensweise erhalten haben. Aus diesem Grund nahm die UNESCO im Jahre 2005 die Fundstätten in die Liste des Weltkulturerbes auf. So wird Südafrika zu Recht als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet.

Siedlungs- und Kolonialgeschichte Südafrikas

1488 hatte der bedeutende portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz das von ihm benannte Sturmkap (Cabo Tormentoso) entdeckt, jedoch keinen Fuß darauf gesetzt. Diaz war auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien, welchen er, nach der Umsegelung des Kaps, auch fand. Keine 200 Jahre später, am 6. April 1652, landete die Niederländische Ostindien Kompanie (VOC – Vereenigde Oostindische Compagnie) unter Jan Van Riebeeck am Kap und läutete durch die Errichtung einer Versorgungsstation die moderne Geschichtsschreibung Südafrikas ein. Ebendiese Versorgungsstation wurde 1666 von Van Riebeeck’s Nachfolger Zacharias Wagenaar zur Festung Kasteel umgebaut. Heute ist es das älteste erhaltene Bauwerk Südafrikas.

Bald darauf ließen sich die ersten europäischen Siedler am Kap nieder. Diese waren vor allem niederländische Einwanderer (Buren) sowie europäische Freibürger (free burgher). Sie eigneten sich Vieh-, Land und Wasserrechte an und vertrieben somit Stück für Stück die in der Kapregion ansässigen Khoi. Aus den ersten Siedlern entstanden in kürzester Zeit Siedlerkolonien, welche sich mit dem Anbau und Export von Weizen, später vor allem durch den internationalen Weinexport einen Namen machten. Der hier entstandene Bedarf an Arbeitskräften wurde anfangs durch die zwangsweise Verpflichtung der in der Region weiterhin ansässigen Bevölkerungsgruppen gedeckt, jedoch bald durch den Handel mit Sklaven aus dem heutigen Mosambik, Mauritius sowie aus Südasien abgelöst.

Die rasche Zunahme von Siedlern und deren wirtschaftlicher Tätigkeiten führte in der Folge zu regelmäßigen Konflikten mit der indigenen Bevölkerung, welcher Weideplätze und Wasserstellen genommen wurden. Durch das Vordringen der Buren (niederländisch Boer / Bauern) in das Weidegebiet der Xhosa, entstand ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ein Konflikt, der nach 1779 zu den fast hundert Jahre andauernden sogenannten Kaffernkriegen führte. Dieser endete mit einer vollständigen Niederlage der Xhosa.

Britische Kronkolonie, die Vortrekker und die Burenkriege

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Buren und Freibürger sowie deren Nachkommen große Teile der niederländischen Kapkolonie in Besitz genommen und deren Grenzen im Binnenland ausgeweitet. Mit dem Wiener Kongress wurde 1814 die Kapkolonie den Niederländern aberkannt und Großbritannien zugesprochen. Britische Siedler kamen in größerem Umfang jedoch erst in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts in die Region. Durch diesen Zuzug brachen viele Buren auf und suchten mit ihren Familien neue Weidegründe. Die sogenannten Voortrekker stießen dabei mit ihren Treks in bisher unbekannte Territorien vor und gründeten eigene Burenstaaten. In der Mitte und im Nordosten des heutigen Südafrika entstanden 1845 der Oranje Freistaat, in farblicher Verbundenheit mit der Königsfamilie – dem Haus Oranjen – sowie 1852 Transvaal, das Land jenseits des Vaal-Flusses. Auch die Siedlung Natal wurde von den Voortrekkern gegründet. Jedoch fiel sie schon 1844 unter britischen Einfluss und wurde von der Kapkolonie einverleibt.

Die recht liberale Haltung der Briten, vor allem durch die moralische Rückendeckung von Missionaren der Londoner Missionsgesellschaft, führte 1833 zum Verbot der Sklaverei und entzündete dadurch einen blutigen Konflikt mit den Buren.

Die Entdeckung von Diamanten im Jahr 1867 und von Gold im Jahr 1886, führte zu starkem wirtschaftlichem Wachstum. Weitere Einwanderungsströme vieler Europäer waren die Folge, was die Benachteiligung und Ausbeutung der ursprünglichen Bevölkerung weiter vorantrieb. Die unabhängigen Burenrepubliken wehrten sich während des sogenannten Ersten Burenkriegs (1880–1881) gegen die britischen Expansionsbestrebungen. Obwohl die Buren zahlenmäßig weit unterlegen waren, leisteten sie erfolgreich Widerstand und schlugen die Briten erstmals in die Flucht.

Von 1899–1902 kehrten die Briten noch zahlreicher zurück und kämpften im Zweiten Burenkrieg erneut gegen die Buren. Hierbei ging es den Briten auch um die Besetzung der Goldvorkommen. Diesmal unterlagen die Buren den Kolonialherren – selbst der Versuch sich mit der Reichskolonie Deutsch-Südwest-Afrika (heute Namibia) zu verbünden, scheiterte.

Im Frieden von Vereeniging, wurden die beiden Burenrepubliken in das Britische Empire eingegliedert, den Buren aber ansonsten großzügige Friedenskompromisse gewährt (z. B. die Anerkennung von Afrikaans als Amtssprache). Um die Buren weiterhin zu beruhigen, stimmten die Briten in dem Vertrag aber auch diskriminierenden Regelungen zu. Diese schränkten die Bürgerrechte der nicht-weißen Einwohner Transvaals und des Oranje-Freistaats ein. Am 31. Mai 1910 wurde aus den vier Kolonien Natal, Transvaal, Oranje-Freistaat und der Kapkolonie die Südafrikanische Union gegründet. 1934 vereinigten sich die britische South African Party (Südafrikanische Partei) und die Nationale Partei der Buren zur United Party (Vereinigte Partei), mit der Absicht, Briten und Afrikaaner zu versöhnen. Diese Gemeinschaftspartei spaltete sich allerdings 1939 wieder auf, da keine Einigkeit über den Eintritt in den Zweiten Weltkrieg an der Seite Großbritanniens erzielt wurde. Die rechtsgerichtete National Party (Nasionale Party) sympathisierte mit Hitler-Deutschland und strebte eine radikale Rassentrennung an.

Apartheid und deren Ende in der Geschichte von Südafrika

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baute die National Party ihren Machtanspruch aus und begann mit der Einführung rassistischer und diskriminierender Gesetze. Diese schränkten die Bürgerrechte maßgeblich ein und arbeiteten auf eine Zweiklassengesellschaft hin. Ziel war die räumliche Trennung der Wohnstätten der europäischstämmigen und der einheimischen Bevölkerung, mit zunehmender wirtschaftlicher Ausbeutung und Entrechtung benachteiligter Gruppen – die Apartheid. Die bedeutsamsten Gesetze waren der Population Registration Act (1950), der die Menschen in rassistische Klassen kategorisierte (Weiße, Inder, Mischlinge und Bantu), der Group Areas Act (1950), welcher landesweit getrennte Wohngebiete regelte und der Natives Resettlement Act (1956), der die Beseitigung sogenannter schwarzer Wohnviertel in weißen Gebieten ermöglichen sollte. Weiterhin wurde der sexuelle Kontakt von Weißen mit Farbigen verboten (Immorality Act). Soziale und öffentliche Bereiche wurden eingeteilt und getrennt (Reservation of Separate Amenities Act). Zum Teil harte Strafen waren die Folge bei Verstößen gegen diese Gesetzgebungen (Pabst, 2010, 85).

In den 1960er Jahren erfuhr Südafrika einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Südafrika wurde damit als einziges Land des afrikanischen Kontinents zur sogenannten ‚Ersten Welt‚ gezählt. Investitionen flossen ins Land und zahlreiche Unternehmen ließen sich in Südafrika wegen der billig verfügbaren Arbeitskräfte nieder. Allerdings kam der erwirtschaftete Wohlstand hauptsächlich der weißen Bevölkerungsminderheit zu Gute. 1961 musste Südafrika, auf Drängen der afrikanischen und asiatischen Mitgliedsstaaten, das Commonwealth verlassen und wurde erst 1994, nach der Wahl Nelson Mandelas, wiederaufgenommen.

Schon ab den 1970er Jahren lehnten sich die unterdrückten Bevölkerungsschichten gegen das Establishment auf. Der traurige Höhepunkt der Demonstrationen und Aufstände war 1976 in Johannesburgs Township Soweto zu beklagen. Bei einer Demonstration von Schülern und Jugendlichen gegen die alleinige Vorherrschaft der Afrikaans-Sprache im Schulunterricht, tötete die Sicherheitspolizei 176 Menschen. Darunter befanden sich vor allem Kinder und Jugendliche. Über die nächsten Jahre hinweg brodelte es in Südafrika. Es gab viele kleine Aufstände und Demonstrationen, welche jedoch weiterhin mit härtester Gewalt niedergeschlagen wurden.

Ab den 1980er Jahren begann das Ausland mit politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Südafrika, um das Land für Reformen unter Druck zu setzen. Sehr langsam ließ sich die Regierung darauf ein. Erst 1990 setzte sie ein erstes Zeichen und hob das Verbot des ANC, des African National Congress, auf. Die Anti-Apartheid Bewegung existierte und kämpfte schon seit mehreren Jahrzehnten gegen das Regime und wurde von diesem bis dahin gnadenlos unterdrückt, ihre Führer verhaftet oder ermordet. Nach der Wiederzulassung des ANC wurde ihr damaliger Führer Nelson Mandela, welcher die letzten 27 Jahre im Gefängnis verbrachte, entlassen. Mit diesem Zeichen verabschiedete sich das System der Apartheid Stück für Stück und verschwand gänzlich nachdem der ANC bei den ersten freien Wahlen 1994 gewann und Nelson Mandela als Staatspräsident vereidigt wurde.

Quelle: (Hagemann, 2001:9); Schicho, Walter: Geschichte Afrikas, 2010, Stuttgart; (Pabst, 2010, 85)